Fachvortrag: Unbewusstes bewusst machen: Diskriminierung und Diversität zusammen denken in der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung"

Hoa Mai Trần

"Alle Menschen sind gleich" - ob jung oder alt, dick oder dünn, egal wo jemensch herkommt. Das Gleichheitspostulat ist vielen bekannt, ob im Grundgesetz, in der Kinder- und Jugendhilfe oder in der Praxis: "Wir machen keine Unterschiede - wir behandeln alle gleich!", wird häufig konstatiert, unabhängig von Geschlecht, Sprache, Religion und weiteren (Diversitäts-)Merkmalen, die zur Unterscheidung von Personen(gruppen) in der Praxis herangezogen werden. Also spielen Unterschiede keine Rolle? Also wenn alle gleich sind, sind dann auch alle gleich divers? Egal, ob "Vielfalt" gefeiert oder ganz und gar "unthematisiert" bleibt. Weder die Nichtwahrnehmung von Unterschieden, noch die Übertonung von Vielfältigkeit sind der Königsweg einer kontextsensiblen und vorurteilsbewussten Praxis. Menschen bewältigen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen, Bedingungen und Erfahrungen ihr Leben - Bildungsinstitutionen sind ein Bestandteil dessen und pädagogische Fachkräfte stehen daher in besonderer Verantwortung mit Ungleichheiten, ob bei Adressat*innen, Familien und Kindern - sowie in der Gesellschaft umzugehen. Exklusion und Inklusion betreffen alle - wenn auch nicht immer gleichermaßen: Der Dreh- und Angelpunkt einer Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung ist deshalb die Verschränkung von Diversitätsbewusstsein und Diskriminierungskritik. Kritisch sein, heißt vor allem sich selbst gegenüber kritisch zu sein - auch institutionskritisch zu sein und damit Selbstverständlichkeiten und Gewohnheiten im Arbeitskontext hinterfragen zu lernen. Im Vortrag wird dies entlang dem Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung© aufgezeigt, welcher sich dezidiert mit Einseitigkeiten, Diversität und dahinterliegenden (gesellschaftlichen) Normvorstellungen und Diskriminierungen auseinandersetzt - vor allem im Kontext von institutionalisierter Bildung und Erziehung von Kindern. Der Entstehungskontext des entwickelten Praxiskonzepts, welcher Inklusion in Verschränkung mit der Thematisierung von Exklusion beinhaltet, wird in seinem Ansatz, Grundpfeilern und Zielen mit dem Fokus auf Kindertageseinrichtungen fachlich fundiert und praxisnah vermittelt, um Anregungen zu geben, die bestenfalls ein mehr an Inklusion und weniger an Exklusion anstreben.

Vita:
Hoa Mai Trần ist Multiplikatorin im Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung und arbeitet als politische Bildungsreferentin, Fortbildnerin/Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiterin. Als Kindheitspädagogin und Bildungs- und Erziehungswissenschaftlerin liegen ihre Arbeitsschwerpunkte in der Migrationsforschung, Kindheitspädagogik und transformativen Bildungsansätzen in der Auseinandersetzung mit Inklusion/Exklusion, sozialer Ungleichheit und Empowerment.