Workshop 1: Rassismus Awareness

Anna Willich


"Der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft nimmt zu" - diese Aussage begegnet uns immer häufiger und wird durch Studien untermauert. So kommen die verschiedenen Formen der Anti-Rassismus-Trainings zur richtigen Zeit. Viele dieser Angebote setzen sich vor allem mit explizitem Rassismus auseinander. Sie sprechen hauptsächlich die Personen an, die die Bereitschaft aufweisen, "rassismuskritisch" denken zu wollen. Häufig geht es in den Trainings darum, die Geschichte des Rassismus zu erarbeiten, den Stand der Wissenschaft zu besprechen oder konkrete Reaktionen auf expliziten Rassismus einzuüben. All diese Punkte sind wichtig und sollten nicht vernachlässigt werden. Doch immer häufiger lässt sich beobachten, dass auch und teilweise gerade die genannte Zielgruppe -häufig Personen, die sich selbst als "links", "liberal", "weltoffen" oder ähnlich bezeichnen - Schwierigkeiten haben, die strukturellen Diskriminierungsmechanismen in der Gesellschaft wahrzunehmen, zu benennen, die eigene Position zu erkennen und letztendlich im Sinne eines gesellschaftlichen Wandels aktiv zu werden. Häufig reagieren sie im Laufe der Auseinandersetzung zunächst wütend oder ablehnend, manchmal aber auch so betroffen, dass sie nicht weiter wissen. Mittlerweile gibt es zu diesem Phänomen die ersten Untersuchungen und Forschungsergebnisse. Man spricht im akademischen Diskurs von "derailing" bzw. "white fragility". Diese Mechanismen werden wiederum erneut zu starken und omnipräsenten Instrumenten, um die bestehenden Machtverhältnisse zu stabilisieren. Anti-Rassismus-Trainings, die als Zielgruppe vor allem die weiße Mehrheitsgesellschaft haben, sollten es sich daher unbedingt zur Aufgabe machen, den strukturellen Rassismus in all seinen Facetten sichtbar zu machen. Dabei darf keine Angst vor "derailing" bzw. vor den Formen der "white fragility" das Konzept prägen, sondern gerade dies muss aufgegriffen, benannt, bearbeitet werden.

Inhalte:
Neben der Behandlung von und Bewusstwerdung über die klassischen Themen der Anti-Rassismus-Arbeit (Geschichte des Rassismus, Sprachgebrauch, Erfassung und Dokumentation etc.) sollten als Schwerpunkt der Veranstaltungen folgende Themen mit unterschiedlichen Methoden behandelt werden:

  • Wieviel Rassismus steckt in unseren internalisierten Haltungen und Handlungen?
  • Was bedeutet "struktureller Rassismus"? (Blick auch auf das eigene Arbeitsfeld)
  • Wie äußert sich Rassismus in meinem Leben?
  • Was bedeutet es weiß zu sein (und was, wenn man es nicht ist)? Was ist "white privilege"?
  • Was bedeutet "white fragility" und was bewirkt diese?
  • Welche Rolle können weiße Menschen im Kampf gegen Rassismus einnehmen?
  • Welche Rolle haben Schwarze Menschen/PoC?

Vita:
Anna Willich, seit 2010 im IFZ e.V. tätig, Orientalistin M.A., Teamleiterin "Beratung und Begegnung". Ihre fachlichen Schwerpunkte sind Vorurteilsbewusstes und Inter- bzw. Transkulturelles Handeln, sowie Anti-Rassismus-Arbeit.